Montag, 23. Juli 2012

Die letzten 3 Tage: Da isser der Pazifik!

Samstag, 21.07.2012


Nachdem Portland heute Nachmittag von strahlend blauem Himmel überdeckt wird, unternehme ich eine Biketour nach Downtown und zum Washington Park. Aufgrund der vielen Radspuren ist es fast schon ein echter Genuss in der Stadt Fahrrad zu fahren. Da es zum Washington Park ziemlich steil hinauf geht, nehme ich für eine Station die "S-Bahn" und dann den Aufzug, der mich direkt im Washington Park ausspuckt.


Da es Wochenende ist, bin ich hier natürlich nicht alleine. Somit teile ich mir mit allerhand Gleichgesinnten, die Sehenswürdigkeiten und Ausblicke auf Downtown Portland und Mt. Hood.
Abends gibt's dann wieder lecker Dinner von Lauren. Homemade Pizza und Eis, delicious! :-)

          



Sonntag, 22.07.2012

EIgentlich wollte ich um 8 Uhr los, doch ich habe mal richtig verpennt. Es schläft sich wirklich gut im Hause Le. Nach einem leckeren Kaffee geht's gegen 10 Uhr in Richtung Pacific City. Doch erstmal muß ich aus er der Portland Area rauskommen, was mir nach ein paar Umwegen schließlich auch gelingt. Im Vergleich zu den letzten Wochen ist es heute ziemlich frostig. Die Sonne versteckt sich und ich muß sogar mit Jacke fahren. Hatte ja schon fast vergessen, dass ich auch solche Kleidungsstücke dabei habe. Der weitere Weg verläuft unspektakulär. In McMinnville miete ich mich in ein Motel ein, um mich auf den morgigen Tag vorzubereiten: Meine Ankunft am Pazifik.


Montg, 23.07.2012

Da ist er, der letzte Tag. Heute werde ich meine Füße in den Pazifik halte und hoffen, dass ich damit nicht ein Fischsterben auslöse. Obwohl, wenn die verseuchte Suppe aus Japan schon hierüber geschwappt ist, kommt's darauf auch nicht mehr an.

Im Übernachtungspreis inbegriffen ist wieder einmal ein Continental Breakfast mit vielen Kalorien, jedoch wenig Brennwert. Gibt eigentlich keine Kraft.
Hank, der mich seinerzeit bei meiner Ankunft in Newark am Flughafen abholte, erklärte mir damals, anhand eines Lagerfeuers, seine Sicht der Dinge: Es gibt gute und schlechte Lebensmittel. Schlecht sind beispielsweise Doughnuts und dieses ganze Zuckerzeugs und gut sind dagegen Nüsse. Zucker kann man sich wie ein Blatt Papier vorstellen. Wirft man dieses ins Feuer, so brennt es zwar unmittelbar ziemlich hell, doch schenkt es einem nur für sehr kurze Dauer ein wenig Wärme. Nüsse sind dagegen solide, also so wie gutes Holz. Das wirfst man ins Feuer und es spendet einem für lange Zeit Wärme. Ich fand das damals sehr passend, doch merke ich gerade, dass das eigentlich gar nichts zur Sache tut. Also zurück zum eigentlichen Thema.

An sich wollte ich noch eine theadralische Story vom Stapel lassen, wie ich mich mit meinem angeschlagenen Knie und letzter Kraft, quasi heldenhaft über die Bergkette kämpfe. Doch dann bleiben doch tatsächlich einfach die erwarteten Steigungen aus, was ich natürlich nicht als schlimm empfinde. Ich habe also einen relativ entspannten Ritt über einige Hügel.

Kurz vor Pacific City wird es Zeit, die richtige Musik auf's Ohr zu legen, um die Ankunft am Pazifik auch entsprechend zu zelebrieren. Monumental wie der Moment für mich sein soll, lege ich passend dazu Tobi Sammet's Metal Epos "Avantasia" in meinen Walkman und cruise breit grinsend und etwas stolz durch Pacific City. Jolly hält es auch nicht mehr auf seinem Platz. Mit stolz geschwellter Brust steht er in seiner weit aufgeklappten Lenkertasche und winkt wie die Queen von England Jedem zu, den wir in einem Abstand von 10 Metern passieren. Als ob das nicht reichen würde, skandiert er in gut deutscher Mannier auch noch "So seh'n Sieger aus, Schaalallaalallaah!" und "Ohne Jolly wär hier gar nix los!". Ich will ihm seine gute Laune ja nur ungern ruinieren, doch als wir schließlich in den Dünen des Bob Straub Stateparks ankommen, bitte ich ihn, ein wenig diskreter zu sein. Seinen kleinen Seitenhieb "Spießer" überhöre ich einfach.

Da ist er, der Pazifik! Doch enden soll die Story erst im Meer. Also schnalle ich die Packtaschen ab und wuchte mein Gefährt die Dünen hinunter ans Meer. Ein freundlicher Mister hält diesen Moment für mich fest.
Eigentlich wollte ich nur das Vorrad etwas ins Meer dippen, werde dabei jedoch komplett umspült. Doch das juckt nun auch nicht mehr.
Wir sind da! Angekommen am Pazifik! 68 Tage sind seit unserem Start bei Hilary und Hank am 17.05.2012 vergangen. Über 6000 Kilometer quer durch den gesamten Kontinent, davon knapp 4000 Kilometer mit meinem weißen Zweirad, waren Jolly und ich unterwegs und haben dabei 4 Zeitzonen durchquert.

Jolly und ich sitzen noch einige Zeit in den Dünen und genießen schweigend das Meer, bevor wir zum Whalen Island Campground fahren und unser Zelt aufschlagen. Den morgigen Tag werden wir noch an der Küste verbringen, bevor wir am Mittwoch den Bus zurück nach Portland nehmen. Arbeit wartet dort. Wir müssen das Fahrrad sicher und günstig wieder nach Deutschland verschiffen. Doch wir haben tatkräftige Unterstützung. Vielen Dank Lauren & David für die Hilfe und dass wir so lange bei Euch wohnen dürfen. Ohne Euch hätten wir wohl deutlich mehr Arbeit.

Ich könnte jetzt schreiben, wie traurig es ist, dass der Trip nun vorbei ist. Doch das bin ich nicht. Ich bin nicht traurig. Ich bin dankbar für die Möglichkeit dieses Abenteuers, den Leuten die mich unterstützt haben und dankbar mir selber, dass ich's durchgezogen habe.
Ein extra Dank gilt natürlich meinem treuen Begleiter und Kumpel Jolly ohne den so mancher Abend am Lagerfeuer recht einsam gewesen wäre.

Da unser Campground sehr idyllisch liegt, bietet er das ideale Umfeld, für einen würdigen letzten Tourabend. Zwar liegt er nicht direkt am Meer, dafür an einem kleinen See, der mit dem Meer verbunden ist. Dort finden wir eine ruhige Stelle und genießen einen traumhaften Sonnenuntergang.
Natürlich machen wir auch nochmal ein standesgemäßes Lagerfeuer und blicken auf unsere gemeinsame Zeit zurück. Zur Feier des Tages erlaubt mir Jolly sogar ein Coors Light.
Life's good! :-)

Das war's von uns. Kurz und schmerzlos sagen wir an dieser Stelle vorerst: bye and cheerz!

Jolly und Olli




Größere Kartenansicht