Dienstag, 3. Juli 2012

Die letzten 3 Tage: Yellowstone and the Tetons

Sonntag, 01.07.2012

Die Nacht in meinem vierrädrigen Schlafzimmer war okay. Kein 4-Sterne Komfort aber okay. Habe noch Möglichkeiten zur Optimierung entdeckt, sodass die folgende Nacht sicher besser wird. Kalt ist es. Richtig kalt. Wir befinden uns ja auch auf etwa 2700 Metern. Bin froh, dass ich mir in weiser Voraussicht noch'n Fließinlet beim Walmart geholt hab. Mein Schlafsack zeigt nämlich schon wieder deutliche Zeichen der Überforderung. Heute morgen verliere ich keine Zeit mit Frühstück, ich will zum Yellowstone. Werde mir unterwegs irgendwo einen Kaffee und'n Doughnut auf die Hand holen. Healthy Breakfast, boaah! :-)

Doch mein Glück dass ich früh aufgestanden bin. Als ich runter zum Bear Lake gehe, breche ich vor diesem Panorama beinahe zusammen. Unglaublich schön. Kenne ich sonst nur von Bildern. Und das Sahnehauberl: Ich bin gänzlich allein! :-)
Unnötig zu erwähnen, dass mir Frühstück und Yellowstone momentan ziemlich egal sind.
Ich befinde mich hier an einem magischen Ort vollkommener Schönheit. Zeit und Raum verschmelzen. Zukunft und Vergangenheit existieren nicht. Hier ist nur der gegenwärtige Augenblick. Das "Jetzt".
Nur blöd, dass die dämlichen Moskitos auch im gegenwärtigen Augenblick existieren. Das ruiniert meinen Genuss der Szenerie leider ein klein wenig. :-(

          

Die Fahrt führt mich weiter über den wunderschönen Beartooth Highway. Ich kann mich gar nicht satt sehen und halte daher an mehreren Aussichtspunkten. Gestern gab es Berichte über ein Wildfire in der Gegend. Offensichtlich ist es unter Kontrolle, doch es gibt noch Staus.

Was ich auch nach mehreren USA-Reisen nicht verstanden habe, sind die Lollipop Männchen. Ich kann mir nur schwer einen stupideren Job vorstellen, als bei brütender Hitze den ganzen Tag ein Stop Schild zuhalten, bzw. hin und wieder zu drehen und aufzupassen, dass ich von den Moskitoschwärmen nicht gefressen werde. Und wieso muss der arme Kerl nen Bauhelm tragen? Hier könnte ihm höchstens der Himmel auf den Kopp fallen. Ich meine, ohne ein "smart ass" sein zu wollen, aber in Germany haben wir an dieser Stelle ne Ampel stehen. Aber andere Länder...

In Cooke City halte ich noch kurz für einen hoffnungslos überteuerten Kaffee, bevor es in den Yellowstone Park geht. Am Parkeingang komme ich mit Ben dem Parkranger ins Gespräch. Als er erfährt, dass ich aus Deutschland bin, kommt er ins Schwärmen von seiner Reise durch Europa und Bayern. "Ein Bier bitte" gibt er mit seinem breiten amerikanischen Akzent zum Besten und grinst dabei über alle Backen. Es hat ihm super gefallen und er möchte gerne wieder nach Garmisch Partenkirchen. Ein netter Kerl. Leider bin ich nicht der Einzige, der in den Park will, ansonsten hätte ich mich gerne noch weiter mit ihm unterhalten.

Die ersten Meilen im Park sind dem sehr ähnlich, was ich bereits ausserhalb des Parks gesehen habe. Die eigentlichen Attraktionen sind die große Ansammlung von Geysiren, Schlammtöpfen und heißen Quellen und befinden sich an anderer Stelle im Park. 1872 gegründet ist er damit nicht nur der erste Nationalpark der USA, sondern auch der älteste Park der Welt (wieder mal Wikipedia).
Mein erstes Ziel sind die Tower Falls, wo ich bereits das erste Mal auf einen Parkplatz warten muss. Nunja, es ist Sommer- und Ferienzeit, noch dazu ist dieser Park ziemlich beliebt.

Weiter geht es zu den Mammoth Hot Springs, wo ich zum ersten Mal mit den geothermalen Aktivitäten in Berührung komme, und mit der schwefelhaltigen Luft. Puuh! Es sieht hier ein bischen aus wie die kleine Ausführung von Pamukkale in der Türkei, mit dem Unterschied, dass man hier besser nirgends die Füße reinhält.

          

Bei meiner weiteren Fahrt durch den Park halte ich an den verschiedensten Aussichtspunkten und Geysiren. An allen Ecken dampft, sprudelt und blubbert es und ständig riecht es nach Schwefel. Es ist eine faszinierende Welt, auch deshalb, weil es niemand mitbekommt, wenn's auch mal bei einem selber "blubbert". Kann man immer auf die hohe Schefelkonzentration in der Luft schieben ;-)

Schließlich besuche ich noch das Norris-Geysir-Becken. Hier ist mit dem Steamboat Geysir der derzeit größte aktive Geysir der Welt beheimatet. Seine Eruptionen erfolgen jedoch sehr unregelmäßig, sodass ich bei meinem Besuch leider keinen Ausbruch erlebe.

Auf meinem Weg zurück zum Parkplatz hoppelt mir plötzlich ein kleines Häschen vor die Nase. Von der anderen Seite des Weges sehe ich eine Chinesenfamilie auf mich zukommen. Höchste Gefahr also für den Hoppelhasen, im Suppentopf zu landen. Aber noch bevor ich dem Mümmelmann Schutz bieten kann, wird er bereits von der Familie entdeckt. Ich befürchte schon das Schlimmste und beginne, mich in Selbstvorwürfe zu kleiden. Doch wir haben Glück. Der Kleine landet nur unzählige Male in den Digitalkameras der Familie :-)

Nachdem die Campgrounds meiner Wahl leider schon belegt sind, fahre ich wieder einige Meilen nach Norden zum Indian Creek Campground, wo ich die Optimierungen meines Schlafwagens für die kommende Nacht vornehme.


Montag, 02.07.2012

Diese Nacht war tatsächlich besser. Bis ich den Wagen morgen abend abgebe, habe ich meine Schlafumgebung optimal konfiguriert. Bringt mir dann leider nur nichts mehr. Es war wieder eine kalte Nacht. Hatte heut morgen eine kleine Eisschicht auf dem Auto. Ein Blick auf den Temperator verrät mir, es sind umgerechnet 2 °C. Brrrrr!

Ich bin schon recht früh wieder auf der Straße, denn ich möchte noch möglichst viel vom Park sehen, bevor ich am frühen Nachmittag zum benachbarten Grand Teton weiterfahren will. Mit mir früh auf der Straße ist auch dieser Kollege, der sich jedoch Zeit nimmt und die Straße einfach nicht verlassen will. Nach etwa 5 Minuten schlägt er sich dann allerdings ins Gebüsch.

Es ist faszinierend so früh durch den Park zu fahren. Überall sieht man kleine oder große Dampfwolken in der Luft stehen und man bekommt nochmal einen Eindruck davon, was hier unter der Erde eigentlich los ist.

          

Ich stoppe am Upper und Lower Geysir Becken, doch leider sind die Pools wegen des vielen Wasserdampfes nicht richtig zu sehen. Die Hauptattraktion sind daher die vielen Japaner, die wirklich alles Knipsen, was irgendwie nach Attraktion aussieht, allerdings ohne sich die jeweils abgelichtete Attraktion auch nur mal eine Minute anzuschauen. Wahnsinn! Raus aus dem Bus. Knipsen, Knipsen, Knipsen. Rein in den Bus. :-)

          

Meine Fahrt führt mich zum Old Faithful, der Hauptattraktion des Parks, da er in regelmäßigen Abständen eine 30 - 50 Meter hohe Wassersäule in die Luft schießt. Im Visitor Center sind die Ausbruchzeiten bereits vorberechnet. Ich habe Glück und treffe genau zu einer Eruption am Old Faithful ein. Zwar schaffe ich es nicht mehr bis an den Geysir ran, doch auch aus meiner Position lässt sich der Ausbruch schön beobachten.
Im Grant Village halte ich an, um bei der dortigen Massendusche ein wenig Körperpflege zu betreiben. Zwingend notwendig, da ich wohl erst morgen Abend bei Ron & Mary in den Genuss einer Dusche kommen werde. Anschließend drehe ich noch eine Runde beim West Thumb Geysir Becken, bevor ich mich vom Yellowstone verabschiede und den Grand Teton Nationalpark begrüße.

          

Auf dem Weg zu meinem Campground fahre ich entlang des Jackson Lake und genieße immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die Teton Range. Postkartenidylle!
Nachdem ich mir eine Campsite gesichert habe, drehe ich noch eine Runde entlang des Jenny Lake und halte an diversen Aussichtspunkten, bevor ich den Tag mit einem schönen Feuerchen ausklingen lasse. Eigentlich wollte ich zum Sonnenuntergang noch auf den Signal Mountain, doch Jolly hat darauf bestanden, dass wir nochmal ein schönes Lagerfeuerchen machen. Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen. Außerdem hat er tagsüber nicht viel getrunken und daher tierischen Durscht auf ein eiskaltes Coors. Ich tue ihm natürlich den Gefallen. :-)

          


Dienstag, 03.07.2012

Zwar war es wieder kalt, doch ich hab prima geschlafen. Eigentlich fast schade, dass ich mein Schlafwagen heute abend schon wieder abgebe, jetzt wo er optimal konfiguriert ist.

Nachdem ich gestern bereits die meisten Punkte im Park angesteuert habe, lasse ich es heute ruhig angehen. Und tatsächlich finde ich ein Plätzchen mit tollem Blick auf den Jackson Lake, an dem sich den kompletten Vormittag keine andere Seele blicken lässt. Ich nutze die Zeit, um vor dem tollen Panorama ein Buch zu lesen, während Jolly mit den Moskitos spielt.

          

Als sich der Platz gegen Mittag mit Leuten füllt, verlassen wir die Szenerie und fahren noch ein wenig im Park spazieren, bevor wir in Richtung Idaho Falls aufbrechen.

Gegen 18:00 Uhr erreichen wir Ron & Mary. Schön die Beiden wiederzusehen. Habe sie im Frühjahr 2011 am Goosenecks State Park Campground in Utah kennengelernt. Damals hatten sie mich zu sich eingeladen, sollte mich mein Weg jemals ins Yellowstone Gebiet führen. Well, here I am! :-)
Nach einem leckeren Abendessen bringen Ron und ich den Wagen zum Flughafen. Anschließend ziehe ich mich zeitig in meine Gemächer zurück. Morgen ist der 4. Juli, Independence Day. Die Beiden haben den Tag mit mir voll verplant. Parade, BBQ, Football, Feuerwerk. Ich brauche also meine Kraft. :-)



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