Samstag, 30. Juni 2012

Die letzten 4 Tage: Badlands, Black Hills and Big Horn Mountains

Mittwoch, 27.06.2012

Nachdem ich mein Ross mit der kaputten Speiche noch 5 Kilometer zum kleinen regionalen Flughafen von Sioux Falls gesteuert habe, empfängt mich dort ein freundlicher Mitarbeiter der Autovermietung meiner Wahl. Leider kann ich ihm nicht begreiflich machen, dass der Betrag, welchen er mir in Rechnung stellt, gänzlich das Ziel verfehlt. Ich habe nicht den geringsten Schimmer, wie er auf diese Summe kommt. Leider werden wir in diesem Punkt keine Freunde, weshalb ich erstmal meine Kreditkarte auf den Tisch lege. Ich werde das später mit meinem Vermittler klären. Da es hier keine Choice Line gibt, ich mir also keinen Wagen aus meiner gebuchten Klasse aussuchen darf, wählt er für mich einen Nissan Altima. Nun, sicher nicht meine erste Wahl, jedoch für meine Bedürfnisse brauchbar. Bei umgeklappter Rücksitzbank kann ich mein weißes Schmuckstück im Inneren des KFZ verstauen und obendrein sieht es danach aus, als könnte ich auch darin nächtigen. :-)

Mein Weg führt mich kurz nach Downtown Sioux Falls, wo ich mir die gleichnamigen Fällen anschaue. "Fälle" ist hier leicht übertrieben, erst recht, nachdem ich von mir behaupten kann, die Niagarafälle gesehen zu haben. Daher halte ich mich nicht lange auf. Außerdem habe ich heute noch einen langen Weg, zum 450 Kilometer entfernten Badlands Nationalpark, im Westen South Dakotas vor mir.

Es ist heiß, 101 °Fahrenheit was umgerechnet 38 °Celsius entspricht. Für den Moment bin ich froh in meinem klimatisierten Nissan zu reisen. Doch nach über 2800 Kilometern auf dem Rad fühlt es sich ein wenig wie Betrug an, dass ich nun im Auto sitze und die Meilen nur so an mir vorbei flitzen. Jolly hat damit überhaupt kein Problem. Er ist so happy, nicht mehr in der Lenkertasche eingesperrt zu sein, dass er mit seiner neuen Freiheit zunächst gar nicht zurecht kommt. Er kann einfach kein adäquates Plätzchen für sich finden. Mal sitzt er neben mir auf dem Beifahrersitz, mal auf dem Armaturenbrett, im nächsten Moment verschwindet er im hinteren Bereich, wo ich ihn im Rückspiegel beobachte, wie er auf der Heckablage rumturnt. Ich habe ihm jedoch ausdrücklich untersagt, Grimassen oder Gesten zu vorbeifahrenden Autos zu machen.

Meile um Meile fliegt dahin, landschaftlich ändert sich jedoch nur wenig. Farmland und endlose Prärie soweit man blickt. Nach gefühlten 5 Stunden verlasse ich die Interstate 90 und steuere den Badlands Nationalpark an. Da es schon später Nachmittag ist, geht es zügig in Richtung Campground. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, fahre ich noch ein wenig im Park umher. Für eine Wanderung fehlt mir jedoch die Zeit. Leider sind am Campground keine Lagerfeuer erlaubt, weswegen ich mich zeitig einrolle.

          

          


Donnerstag, 28.06.2012

Nach einem opulenten Oatmeal Frühstück fahre ich den Scenic Drive des Parks und halte an diversen Aussichtspunkten. Tatsächlich finde ich, einige Meter abseits der Straße, ein ruhiges Plätzchen für mich, an dem ich für etwa 1 Stunde verweile und einfach nur die Szenerie genieße. Yes!
Knapp 100.000 Hektar umfasst das Gebiet, was 1939 zum National Monument erklärt und 1978 zum Nationalpark aufgewertet wurde. Kevin Costners "Der sich den Wolf tanzt" wurde zu großen Teilen im Park gedreht. Für die Landwirtschaft ist dieses Gebiet unbrauchbar, daher auch die Ableitung "Badlands". Quelle: Wikipedia :-)


          


Deutschland - Italien steht heute an, weswegen ich mir eine Sportsbar im nahe gelegenen Rapid City suche. Wieder mal bin ich der einzig Interessierte. Nun, über das Ergebnis brauchen wir sicher keine weiteren Worte zu verlieren. Leicht betrübt schleiche ich mich meines Weges in die touristischen Black Hills, wo ich am Mt. Rushmore vorbei fahre, ohne jedoch anzuhalten. Der einzig vernünftige kostenlose Aussichtspunkt ist besetzt und ich sehe es nicht ein, für diesen Touri-Nepp $15 Parkplatzgebühren zu zahlen. Ich fahre morgen früh nochmal vorbei.

Auch beim Crazy Horse Monument halte ich nur kurz ausserhalb. Das reicht mir, um einen Blick auf das unvollendete Kunstwerk zu werfen.
An meinem schnuckeligen kleinen Campground am Bismarck Lake werde ich von einem Pärchen aus dem benachbarten Spearfish zum Essen eingeladen und wir verbringen noch einen sehr witzigen Abend zusammen am Lagerfeuer. Dass am nahe gelegenen Sheridan Lake wegen der Hitze und Trockenheit gerade ein Wildfire ausgebrochen ist, stört hier keinen. :-)


Freitag, 29.06.2012

Am nächsten Morgen versteckt sich die Sonne noch ziemlich hinter dem Nebel, der vom Wildfire verursacht wurde. Ich fahre den schönen Scenic Highway durch den angrenzenden Custer State Park, wo besonders viele Wildtiere zu sehen sein sollen. Ob diese das auch wissen? Zumindest heute morgen scheinen sie sehr scheu zu sein. Neben ein paar Hörnchen und Chipmunks ist nichts zu sehen. Die Strecke zum Mt. Rushmore zieht sich durch endlose, enge und kurvige Straßen, allerdings immer wieder mit schönen Ausblicken auf die Black Hills. Von Weitem schon sieht man den Besuchermagnet Nr. 1.

Ich habe Glück, der kostenlose Parkplatz ist frei und so komme ich doch noch zu meiner Kopie eines Fotos der Präsidentenköpfe.
Da ich heute wieder Kilometer machen muss, wird es Zeit, dass ich vorwärts komme. Entlang des Scenic Highways 385 und durch den Spearfish Canyon führt mich der Weg zurück auf die Interstate 90. Ich will heute Abend an einem kleinen See zwischen Buffalo und Sheridan in Wyoming mein Zelt aufschlagen. Dort angekommen suche ich jedoch schleunigst wieder das Weite. Auch wenn der "Campground" kostenlos ist, ich habe auch meinen Stolz! Ich fahre noch bis nach Sheridan an den dortigen KOA Campground. Zwar nicht kostenlos, dafür aber gepflegt und mit Dusche. :-)


Samstag, 30.06.2012

Nach einer kleinen Fahrt durch Sheridan und einem gehaltvollen Doughnut Frühstück geht's in die Bighorn Mountains, eine Bergkette im Norden Wyomings. Traumhaftes Wetter, tolle Landschaft und touristisch nicht so überlaufen. Ich genieße die Stille und die Natur und bin kurz davor, Holz zusammen zu suchen, um hier ein Häuschen zu bauen. Jolly ist auch total begeistert von den Flüssen und Seen und möchte eigentlich zu gerne baden gehen. Leider hat er seine Badehose vergessen, und ohne will er nicht. :-)

          

          

Aus den Bighorn Mountains geht's zunächst erstmal mal runter ins Big Horn Basin, bevor es auf der anderen Seite wieder rauf in die Absaroka und Beartooth Mountains geht. Über den atemberaubenden Beartooth Highway geht es bis auf über 3300 Meter hoch. Wunderschöne Ausblicke, schneebedeckte Gipfel, Bergseen. Ach was erzähl ich, auch hier wieder ein paar Bilder.


          

          

Übernachten werde ich heute am Beartooth Lake Campground. Zwar baue ich auch hier mein Zelt auf, doch noch während des Aufbaus fällt mir ein, dass ich doch eigentlich mal im Auto schlafen wollte. Da ich nun definitiv (mal wieder) im Bärengebiet bin, fällt die Entscheidung leicht. Kurzerhand wird die Ladefläche zum Schlafzimmer umfunktioniert. Ein Probeliegen verspricht eine nicht unbequeme Nacht.


Größere Kartenansicht