Mittwoch, 6. Juni 2012

Die letzten 3 Tage: Back in the USA

Wie nicht anders zu erwarten war, werden wir noch zum Breakfast eingeladen. Da wir morgen zurück in die USA wollen, gibt Ken seine Erfahrungen mit den Immigration Officers der Homeland Security zum Besten. Diese decken sich mit unseren Erfahrungen und auch mit denen von Rob, dem Holländer. Und die Officers kommen dabei nicht gut weg. Er gibt uns den Tipp, besser nicht an eine "Big fat lady" zu geraten, sollten wir denn eine Wahl haben. Andernfalls könnten wir uns in einem dunklen Hinterzimmer, relativ unbekleidet und nach vorn übergebeugt wiederfinden, das fiese Geräusch von Latexhandschuhen, die gerade angezogen werden, im Ohr. Natürllich erzählt er das mit einem zwinkernden Auge, doch seit diesem Zeitpunkt machen Nigel und ich uns gegenseitig "Mut".

Karibik oder doch nur Lake Erie?
Entlang des Lake Erie machen wir uns bei traumhaftem Wetter auf den Weg und verweilen noch eine Weile an einem kleinen Strand, bevor wir in den Gegenwind hineinsteuern. Dieser ist auch heute ständiger Begleiter, weswegen ich mich möglichst viel in Nigel's Windschatten aufhalte.
An einem Campground, wenige Meilen von der Fähre die uns morgen in die USA bringen soll entfernt, schlagen wir unsere Zelte auf. Dabei pfeift uns ein eisekalter Wind um die Ohren. Während ich bereits einen Großteil meiner langen Klamotten übergeworfen habe, kocht uns Nigel das Abendessen noch in seinen kurzen Fahrradklamotten. Auf der Insel ist er eben härtes Wetter gewöhnt. Der friert nicht so schnell.

Waiting for the ferry
Es war wieder eine kalte Nacht, umso mehr genieße ich die warme Dusche am Campground. Auf dem Weg zur Fähre sprechen wir wieder über die "Big fat lady" und Nigel witzelt, dass ich einen etwas angespannten Eindruck mache. Ob ich das Latex schon riechen könne. Eigentlich bin ich ganz locker, doch vielleicht kommt unterbewusst die Erfahrung von der Immigration in New York wieder hoch. :-)
Die Überfahrt über den St. Clair River dauert nur wenige Minuten. Bye Canada und vielen Dank für die Gastfreundschaft! Hello Michigan!


Memphis, Michigan
Eine "Lady" begrüßt uns, die jedoch nicht ganz der Beschreibung von Ken entspricht; oder sie hat etwas abgenommen. "Good morning. Get off your bikes, stand against the wall and take your sunglasses off."
Eine klare Ansage der wir natürlich prompt nachkommen. Mit unseren Pässen verschwindet die gute Frau. Einige bange Minuten später erscheint sie wieder, gibt uns die Pässe zurück und wünscht uns einen gute Fahrt. Auch wenn ich jetzt nichts Anderes erwartet habe, keimt ein kleines Pflänzchen der Erleichterung in mir auf. Das ist uns direkt mal ein zweites Frühstück wert :-)


Über eine gut geteerte alte Eisenbahnstrecke bahnn wir uns den Weg aus Marine City, bevor wir auf üblen Straßen durch East Michigan touren. Die Erschütterungen erinnern mich wieder daran, dass mein Brooks Sattel noch immer keine Anstalten macht, sich an meinen Hintern anzupassen. Es fühlt sich eher danach an, als würde sich mein Hintern langsam dem Sattel anpassen. Mit seinem britischen Humor meint Nigel, dass der Sattel in San Francisco sicher gut eingefahren sein wird...



Nachdem Nigel einen Police Officer gefragt hat, wo wir in der näheren Umgebung campen können, verbringen wir die Nacht in einem Community Park in Brown City. Hier beobachten wir hautnah die amerikanische Kleinstadt-Kultur, da gerade 3 unterschiedliche Altersklassen ihre Baseballspiele austragen. Mit dem Aufbau unserer Zelte warten wir daher noch, um nicht allzu viele blöde Blicke auf uns zu ziehen.




Riding into the storm
Ungeduscht und mit schweren Knochen treibt mich Nigel am nächsten Morgen voran.
Wir zwei verstehen uns gut, was wahrscheinlich daran liegt, dass wir recht wenig längerdauerende Gespräche führen. Dies wiederum liegt wohl darin begründet, dass Nigel sicher wenig Lust hat, ständig aus meinem Vokabel-Scrabbel die für ihn verständlichen Sätze zu bilden. Doch je länger wir zusammen unterwegs sind, desto besser wird das und umso mehr verstehe ich auch das gesprochene British-English :-)



Ich würde ja auch gerne was über die Landschaft berichten, doch bietet Michigan in dieser Ecke nicht so sehr viel. Insgesamt sieht das hier bissl aus wie zwischen Eichenau und Müs, nur ohne Hügel. Jede Menge Gegend bis zum Horizont.
In Faigrove beobachten wir nachmittags eine halbe Stunde lang die Gewitterwolken, bevor wir entlang des Gewitters weiterfahren. Eigentlich wollten wir noch nach Bay City, doch das Gewitter versperrt uns den Weg. Also campen wir im Vanderbilt Park am Lake Huron - meinem Zweiten der Great Lakes - unter einem Pavillion. Neben uns sind nur noch Michael und seine Freundin (ich hab den Namen schon wieder vergessen) aus Bay City da, die uns prompt zum BBQ einladen. Lecker! Mit einem schönen Abend am Lagerfeuer lassen wir den Tag ausklingen.

Gefahrene Kilometer
letzte 3 Tage: 293 km
insgesamt: 1412 km


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