|
Amerikanischer Patriotismus |
Früh stehe ich heute auf und bin bereits um 7 Uhr auf der Straße, da es heute ein paar mehr Meilen sein sollen. In Princeton halte ich an einer Tanke gönne mir zwei leckere Kaffee mit Eier/Speck-Bagel. Genau das richtige Frühstück, um viele Meilen zu fahren. Aber egal, nach Oatmeal war mir heute nicht. Über den Highway 82 geht es Richtung Montello. Bei Oxford halte ich an einem Lebensmittel-Laden, auch um einen Unterschlupf zu finden, denn es ziehen dunkle Wolken auf. Ich komme mit der Besitzerin des Ladens ins Plaudern, die so fasziniert von meinem Vorhaben ist, dass sie erstmal ihre ganzen Kinder (ich habe nicht mitgezählt, aber es dürften so 6 oder 7 gewesen sein), sowie ihren Ehemann herbeiruft. Ich erzähle brav meine Geschichte und stehe für alle Fragen zur Verfügung. Ich kommen mir ein klein wenig wie ein Rockstar vor, da auch noch der halbe Laden auf mich aufmerksam wird. Schließlich schnürrt sie mir noch ein Bündel mit 10 Powerriegeln. Die Energie könne ich sicher gut gebrauchen.
|
Kleiner Park in Montello |
Im weiteren Verlauf werde ich ständig von dunklen Wolken begleitet, doch es bleibt bei kleineren Schauern. Kurz vor Mauston steuere ich auf eine Gewitterwand zu. Da kommt es mir gelegen, dass mir eine Burgerbraterei vor die Räder hüpft, in der ich abermals Unterschlupf suche. Da ich morgen den Elroy-Sparta Bike Trail fahren will, möchte ich heute wenigstens noch bis Elroy kommen. Also, Augen zu und durch. Es sind zwar nur 17 Kilometer bis Elroy, doch die ziehen sich wie Kaugummi, da es inzwischen tierisch heiß und schön gegenwindig ist und ich bereits über 100 Kilometer auf der Uhr habe.
|
Wiesen, Felder, Flüsschen. Meilenweit. |
Fast trockenen Fußes erreiche ich schließlich Elroy nach 121 Kilometern (Olli-Rekord!). Im einzigen Motel des Örtchens will ich ein Zimmer, doch Jolly traut dem Braten nicht. Er besteht darauf, das Zimmer zuvor zu inspizieren. Ziemlich alt aber trotzdem sehr sauber. Jolly gibt sein okay. Nachdem der Besitzer des Motels mitbekommen hat, dass ich aus Deutschland bin, stellt sich einmal mehr heraus, dass er deutsche Wurzeln hat. Sein Vater stammt aus Hamburg. Er wirft mir ein paar deutsche Begriffe um die Ohren, was wiederum Ginny mitbekommt, die mit ihren Eltern an der Bar sitzt. Da ihr Mann ebenfalls deutscher Abstammung ist und ihr Sohn in Wiesbaden stationiert ist, kann auch sie ein paar Brocken Deutsch. Zu meiner Verwunderung kennt sie sogar Fulda. Ehe ich mich versehe, habe ich ein Bier in der Hand und stehe mit an der Theke. Sie stellt mich ihren Eltern vor und ich vernehme den Begriff "Fulda Gap". Ich muss schmunzeln. Fulda Gap ist die Begrifflichkeit für den Bereich um den Checkpoint Alpha bei Rasdorf. Im kalten Krieg war das ein markanter Punkt, da man einen sowjetischen Angriff an dieser Stelle vermutete. Auf meine Nachfrage stellt sich heraus, dass der Begriff in den Staaten durchaus nicht unbekannt ist. Ginny ist wirklich nett. Da sie in der Nähe von Minneapolis wohnt, bietet sie mir an, dass ich in ihrem Haus übernachten kann. Da ihr Mann ebenfalls Radfahrer ist, würden sich sicher interessante Gespräche ergeben. Da ich meine weitere Tour jedoch bereits ohne Minneapolis geplant habe, muss ich leider ablehnen, da es inzwischen ein zu großer Umweg wäre.
Abends zieht noch ein Gewitter über uns hinweg und Jolly ist froh, das Motel genommen zu haben.
Oatmeal zum Frühstück! Yeaaah! :-)
|
Der erste Tunnel. Gruselig :-) |
Da heute unser letztes Gruppenspiel ist, will ich nur die 60 Kilometer des Elroy-Sparta Trails fahren und mir in Sparta ein Motel nehmen. Der Trail kann sich wirklich sehen lassen. Zwar ist der Weg nur geschottert, dafür jedoch fein und auch mit meinem Bike sehr gut zu befahren. Vom Gewitter gestern ist es jedoch an manchen Stellen noch recht nass. Außerdem bin ich nun endgültig im hügeligen Teil von Wisconsin angekommen, was sich auch durch die 3 Tunnel auf dem Weg bemerkbar macht.
Die Tunnel sind faszinierend gruselig. Es gibt kein Licht. Man sieht lediglich das Licht am Ende des Tunnels. Dazu kommt, dass durch die hohe Feuchtigkeit Nebel im Tunnel steht. Außerdem gibt es Fledermäuse und Wasser läuft zu beiden Seiten herunter. Ein tolles Szenario.
Auch Jolly ist zu meinem Erstaunen schwer begeistert und guckt die ganze Zeit aus seiner Lenkertasche zu. Eigentlich soll man mit seinem Bike hindurch laufen. Da bei den ersten beiden jedoch keine Menschenseele zu sehen ist, fahre ich vorsichtig hindurch. Feucht ist es und wirklich dunkel. Das einzige Licht kommt aus meiner Stirn- und Fahrradlampe. Wasser tropft von der Decke und ich erwarte jeden Moment einen Fledermausangriff. Habt Ihr die Türen am Tunneleingang bemerkt? Ein schönes und gruseliges Erlebnis :-)
Am dritten Tunnel komme ich mit Radlern ins Gespräch, die ebenfalls im Begriff sind, den Tunnel zu passieren. Die überaus korrekte Dame weißt mich vehemennt darauf hin, dass das Durchfahren nicht gestattet ist. Also tue ich ihr den Gefallen und schiebe mit ihnen zusammen, was bestimmt 10 Minuten dauert.
In Sparta angekommen, checke ich im Scottisch Inn ein, was jedoch nicht von Schotten sondern von, na, Indern betrieben wird. Die sind jedoch sehr nett und versuchen alles, um meinen Aufenthalt angenehm zu gestalten.
|
Am Trailhead des La Crosse River Trails |
Am nächsten Morgen habe ich es nicht so eilig, auf die Straße zu kommen, da ich nur etwa 50 Kilometer bis La Crosse vor mir habe. Und auch heute fahre ich ausschließlich einen Bike Trail, den La Crosse River Trail. Blöd nur, dass man sowohl gestern, als auch heute jeweils 4 Dollar berappen muss, um den Weg benutzen zu dürfen. Am Trailhead gibt mir die Kassiererin u.a. die Information, dass Sparta das "Bycicling Capitol of America" ist. Nun, dafür ist hier aber ziemlich tote Hose. Ich frage mich, von wem dieser Titel verliehen wurde. Zu Dokumentationszwecken möchte noch ein Foto von uns beiden vor dem alten Bahnhofshäuschen machen. Scheu wie ein Reh, macht sie lieber ein Foto von mir alleine.
|
Etappenziel Mississippi |
Der Trail führt mich geradewegs ins Herzen der Kleinstadt La Crosse und weiter an einen Park direkt am Mississippi. Da stehe ich also, an einem weiteren Etappenziel. Ich war ja schon einmal am Mississippi. Auf meiner ersten USA Reise im Jahre 2004, mit meinem Cousinchen. Damals jedoch weiter südlich in Louisiana. Dennoch ein schönes Gefühl. Und da der Park schön und recht ruhig gelegen ist, verbringe ich über eine Stunde, bevor ich im Affordable Inn einchecke, was nur etwa 5 Radminuten entfernt liegt. Nebenbei bemerkt: Die schlechteste Bude der ganzen Tour. Abgesifft und renovierungsbedürftig und das Geld nicht wert.
Da in der Nähe ein Bikeshop ist, statte ich diesem ein Besuch ab, in der Hoffnung, dort ein Mittel zu erhalten, was meinen Sattel etwas weicher macht. Nigel hat mir diesen Floh ins Ohr gesetzt. Doch egal bei welchen Bikeshop wir angehalten hatten, nirgendwo war so etwas erhältlich. Diesmal weiß der Kollege jedoch wovon ich spreche. Nur leider hat er nichts da und müsste das bestellen. Blöd nur, dass ich morgen schon weiterfahre...
Gefahrene Kilometer
letzte 3 Tage: 235 km
insgesamt: 2205 km
Größere Kartenansicht