Dienstag, 26. Juni 2012

Die letzte 2 Tage: Fulda meets Fulda

Montag, 25.06.2012

Seit ich diese Tour geplant habe, stand für mich fest, dass ich in Fulda, Minnesota vorbeischauen will, wenn ich schonmal in der Nähe bin. Dieses kleine 1318 Einwohner zählende Örtchen im äußersten Südwesten des Staates wurde nämlich nach unserem Fulda benannt. Und diese Tatsache fand ich irgendwie interessant, warum auch immer. Also auf nach Fulda!
Vormittags habe ich wieder relativ leichtes Spiel, da der Rückenwind mich nochmal vorwärts trägt. Aus einiger Entfernung kann ich schon die großen Buchstaben erkennen. Unweigerlich muss ich schmunzeln :-)



Als ich vor dem Welcome Schild mein kleines Stativ aufbaue und wild umher posiere, werde ich mehrere Male ziemlich komisch beäugt. Offensichtlich kommen hier nicht so viele deutsche Touristen vorbei, die am Orteingang selbstportrait betreiben. Ich habe schon die Befürchtung, dass jemand den Sheriff informiert und mein Besuch in Fulda beendet ist, bevor er überhaupt angefangen hat. Doch nichts passiert und so starte ich meine Fahrt durch das Nest. Ich halte bei der Public Library und beim Grocery Store, bevor ich zur Fulda Free Press marschiere, schließlich will ich ja mal ein Foto mit jemand Offiziellem.

Ich stiefele also in den Laden und sehe mich einigen verdutzten Gesichtern gegenüber, nachdem ich meine Story und mein Anliegen vorgebracht habe. Der Bürgermeister ist wohl gerade nicht zu bekommen, doch ein Foto mit dem örtlichen Police Officer ließe sich einrichten. Na gut, besser wie nix. Er wird jedoch erst in einer Stunde zur Verfügung stehen. Und damit die Zwischenzeit nicht ungenutzt verstreicht, nimmt mich Norma mit an ihren Schreibtisch und beginnt locker flockig ein Interview. Sie ist von meiner Story so begeistert, dass sie diese in ihrer "Fuldaer Zeitung" drucken will. Sie verspricht mir sogar, dass sie mir ein gedrucktes Exmplar nach Deutschland schicken wird. Ein wenig verdutzt bin ich schon, vor allem ob der vielen Fragen, mit denen sie mich belagert. Doch brav wie ich nunmal bin, gebe ich ihr zu allem eine Antwort. Plötzlich wird es dunkel, denn Chief Paul Kenney betritt den Raum. Er kann nicht verstehen, wie ich von New York bis nach Fulda mit dem Fahrrad gekommen bin. Laut eigener Aussage würde er es nicht mal bis zum Ortsschild schaffen. Er ist gerne dazu bereit ein Foto zu machen und ich bekomme sogar noch ein Andenken in Form eines Abzeichens der Fulda City Police.
Wenig später findet sich dieser Artikel auf der Website der Fulda Free Press: http://fuldafreepress.net/default.asp?storyid=57926&secid=101 :-)

Vor so viel Aufregung hätte ich fast vergessen, dass ich heute noch jede Menge Meilen vor mir habe. Daher mache ich mich doch ziemlich verspätet auf die Socken. Leider is nix mehr mit dem tollen Rückenwind. Ich habe wunderschönen seitlichen Gegenwind, der mich mal wieder unglaublich stark abbremst. Meine emotionalen Ausbrüche lasse ich hier mal ungeschildert. Ich bin definitv nicht für den Gegenwind geboren. Ziemlich abgekämpft komme ich gegen 20 Uhr an meinem anvisierten Campground an. Außer Zeltaufbau, Essen fassen und Duschen ist heute jedoch nichts mehr zu holen.


Dienstag, 26.06.2012

Rund 60 Kilometer sind es heute bis nach Sioux Falls in South Dakota. Ich habe die letzten Tage entschieden, dass ich mir dort morgen für eine Woche einen Mietwagen nehmen und South Dakota sowie Wyoming mit 4 Rädern bereisen werde. In Idaho Falls, Idaho werde ich ihn abgeben und den Rest der Reise wieder auf meinem Zweirad in Angriff nehmen. Das war mehr oder weniger auch so geplant. Nicht geplant war jedoch die Änderung der Route. Mein Weg wird mich nicht nach San Francisco führen, sondern nach Portland in Oregon. Leider ist die Zeit schon ein wenig fortgeschritten und San Francisco liegt von Idaho Falls aus gesehen einfach zu weit südlich. Außerdem habe ich San Francisco schon gesehen daher: Auf nach Portland! :-)

Gegen 7 Uhr breche ich am Campground auf und gönne mir in Luverne mal wieder ein Mc D Frühstück. Einige Meilen hinter Luverne bemerke ich, dass meine hintere Bremse schleift. Ein prüfender Blick bringt eine 8 in der Felge zum Vorschein. Wo kommt die denn bitteschön so schlagartig her? So kann ich jedenfalls nicht mehr vernünftig weiterfahren. Bis Sioux Falls sind es jedoch noch rund 40 Kilometer. Das Problem kann leider nur in einem Bikeshop behoben werden, doch auf dieser County Road kommen leider so gut wie keine KFZ vorbei, die mich mitnehmen könnten. Ich hänge daher die hintere Bremse aus und schleiche bis kurz hinter die Grenze nach South Dakota.

Dort gebe ich jedoch endgültig auf. Ich hocke mich an den Straßenrand und versuche einen Pickup Truck anzuhalten. Leider klappt das diesmal nicht so ganz auf Anhieb. Während ich warte, prüfe ich nochmal die Felge und siehe da, das Problem ist eine gebrochene Speiche. Nun, bei den Löchern die hier teilweise in der Gasse sind, ist das auch kein Wunder. Beim 5. Versuch hält schließlich ein Wagen an. Es ist A.J. und er ist auf dem Weg nach Sioux Falls. Na wer sagt's denn. Wir wuchten meine Sachen auf seine Ladefläche und er spuckt mich in Sioux Falls bei einem Motel, nahe des Flughafens aus, wo ich morgen den Mietwagen holen werde. Um die gebrochene Speiche werde ich mich jedoch erst später in Idaho Falls kümmern.

Gefahrene Kilometer
die letzten 3 Tage: 202 km
Gesamt: 2832 km


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