Samstag, 19. Mai 2012

Arsch und Beine!

Das Gute an einem neuen Brooks Ledersattel, im Vergleich zu neuen Schuhen: Es gibt keine Blasen. Das war's dann aber auch schon.

Habe die Nacht hervorragend geschlafen. Beim Verlassen des Bettes muss ich dann jedoch zunächst meine Beine finden. Jesus Christus! Mir dünkt Unschönes. Der Sitztest fördert weitere Unzulänglichkeiten zu Tage. Wie soll ich denn mit diesem "Equipment" heute Kilometer spulen? Die Motivation ist zunächst mal dahin, noch dazu, weil ich die nächsten Tage noch nicht so genau weiß, wo ich übernachten werde. Nur so viel steht fest: Es muß deutlich biller werden!

Nach dem "Continental Breakfast", bestehend aus Toast mit Marmelade, Cornflakes, Zeitungskaffee und O-Saft Immitat, breche ich gegen 10:15 Uhr auf. Ein letztes Mal durchquere ich das unhübsche Port Jervis und finde mich alsbald am Delaware River wieder. Überraschenderweise laufen die ersten Kilometer recht gut und die Laune steigt erheblich. Allerdings auch die Temperaturen. Und mit ihnen auch die Steigungen. Die Hügel sind wieder da. Wenn auch nicht so steil, wie gestern. Für meine gereizte Beinmuskulatur sind die jedoch gerade Gift genug.

Gegen 11:30 Uhr gibt mir mein Magen ein deutliches Signal: "Kollege, mit dem Papierfraß heute morgen wird das so nix". Glücklicherweise hüpft mir einige Minuten später das "Millbrook Inn" vor's Fahrrad. Die Einladung nehm ich dankend an. Gemütliche Bar. Mir fallen die vielen deutschen Biersorten und Gimmicks auf. Auf meine Frage entgegnet mir die Cheffin, dass sie Deutsch-Amerikaner sind. Ihre Großeltern waren Deutsche.

Ich komme ohne Umwege zum Thema und bestelle mir meinen ersten Burger, seit meiner Ankunft. Da isser! :-)
Eine Gaumenfreude! Auf das erste amerikanische Bierchen muß ich mich jedoch weiterhin freuen. Dafür kippe ich zwei alkoholfreie, seit November 2011 abgelaufene, Erdinger Bierchen. Waren trotzdem sehr lecker. Da nicht viel los ist, komme ich mit der Cheffin ins Plaudern, die überrascht und gleichzeitig begeistert von meinem Vorhaben ist und mir noch einige Tipps gibt.


Mit vollem Ranzen strampelt sich's schlecht, dennoch setze ich meine Fahrt entlang des malerischen Delaware River fort. Ich merke jedoch zunehmend die schweren Beine. Eine Mammuttour wird das heute nicht mehr.
Erst jetzt bemerke ich, dass die Modifikationen von Norm gestern, erfolgreich waren. Es knackt nichts mehr.
In einem kleine Shop in Barryville fülle ich meine Wasservorräte auf und erhalte abermals Anerkennung für mein Vorhaben. Zwar befinde ich mich auf einer offiziellen Bikeroute, doch falle ich hier mit meinem Rad und Packtaschen auf wie Elvis ohne Kotletten. Ich sehe keinen einzigen anderen Radfahrer.
Irgendwann komme ich am Kittatinny Campground vorbei, den ich zunächst links liegen lasse, da ich noch ein paar Kilometer fahren will. Wenig später zweifle ich jedoch an meinem Vorhaben, da die nächste Übernachtungsmöglichkeit zu weit entfernt ist. Und nach wildem Campen ist mir heute noch nicht. Also drehe ich um und schlage mein Zelt im Wald des besagten Zeltplatzes auf. Leider war direkt am River nichts mehr frei. Dafür darf ich mir den ganzen Wald mit den kleinen Schnorrerhörnchen teilen.


Da ich heute Bock auf ein kleines Feuerchen hab - Feuer im Wald gibt's auch nur bei den Americanos - mache ich mich ans Holz sammeln. Als Abendessen gibt es die Hühnchen-Spinat-Nudelsuppe, die ich noch von Hilary hab.

Wehe ich wache morgen auf und finde meine Packtaschen angekaut. Dann mach ich noch ein größeres Feuerchen!



Tagesbilanz
50 km - 470 Höhenmeter
Unterwegs von 10:15 - 16:00
Schnitt 16,6 km/Stunde (ich hör jetzt auf mich zu erklären)
Kaiserwetter, fast windstill. Und heiß!
Übernachtung: Kittatinny Campground irgendwo am Delaware River


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