Samstag, 26. Mai 2012

We are not that bad in New York

In irgendeinem Blog hab ich mal gelesen, dass man bei Gewitter besser nicht im Zelt bleibt. Nun liege ich hier um 1 Uhr und diskutiere mit Jolly was zu tun ist. Einige Blitze erhellen das Zelt, doch das Donnergrummeln folgt mit einigem Abstand. Das sagt mir, dass wir zunächst nichts zu befürchten haben. Roy konnte mit dieser Theorie gar nichts anfangen. Gemäß seiner Wahrscheinlichkeitsrechnung hat man im Zelt nichts zu befürchten, solange höhere Elemente in der näheren Umgebung vorhanden sind. In meinem Fall sind das die Bäume und Mobile Homes der Nachbarn. Soll der Blitz doch bei denen einschlagen. Etwas beruhigter schlummere ich wieder weg.

Jolly an seinem angestammten Plätzchen
7 Uhr ist es, als ich unser Zelt abbaue und wir die Campsite verlassen, rechtzeitig, bevor das bunte Treiben wieder startet. Mein Weg führt mich zu einer etwas abgelegenen Dusche, die ich für mich habe, zumindest, was die menschlichen Nutzer betrifft. Ich darf mir die Dusche nämlich mit allerhand Geviechs teilen. Ist mir inzwischen jedoch völlig egal. Fließendes, lauwarmes Wasser und frische Klamotten, das reicht, um sich wieder als Mensch zu fühlen.

Ich genieße die morgendliche Ruhe am See und schaue den Fischern zu. Eigentlich wollte ich mir noch ein leckeres Frühstück bei meinen Golden Girls gönnen, doch die schlafen wohl etwas länger. Gegen 9 Uhr sind die Türen noch immer verschlossen, weswegen ich mich auch den Weg mache. Vor den Toren des State Parks gibt es ein kleines Memorial, bei dem ich kurz anhalte.

Immer entlang des Sees führt mein Weg vorbei an schönen Häusern mit Bootanlegestellen. Hier lässt es sich Amerika gut gehen. Und ich treffe doch tatsächlich auf Radfahrer, mit denen ich kurz ins Gespräch komme. "Crazy german guy" ist die einhellige Meinung über mich :-)

In Geneva mache ich noch eine Pause am See, bevor ich den örtlichen Wal-Mart aufsuche. Den ersten auf meiner Tour. Doch dieses Ritual gönne ich mir jetzt mit Genuss. Zielgerichtet steuere ich die Camping- und Waffenabteilung an und suche nach Pfefferspray. Weil meine Suche erfolglos bleibt, wende ich mich an die Angestellten, welche mir mitteilen, dass es in New York State nicht erlaubt ist, Pfefferspray mit sich zu führen. "We're not that bad in New York"
Okay, ich war nur einen Schritt davon entfernt zu sagen, dass ich in diesem Fall doch gerne einen Revolver hätte, damit ich die angriffslustigen Köter eben wegballern kann. Ich musste mir böse auf die Zunge beißen. Hat weh getan. Waffen kann man irgendwie kaufen, jedoch keinen blöden Pfefferspray. Auch das ist Amerika. Anyway, werd ich die Wauzies eben erwürgen!

Man erkennt wo wir wohnen
Auf meinem weiteren Weg nach Canandaigua kämpfe ich wieder mit Gegenwind, der heute jedoch etwas moderater ausfällt. Am Ortseingang lacht mich das Miami Motel an, welches ich direkt ansteuere. Keine Lust noch lange zu suchen. Ich will Wäsche machen und ausruhen und habe Glück. Es ist noch ein Doppelzimmer frei, welches mir zum Preis eines Einzelzimmers überlassen wird, wenn ich verpsreche, nur ein Bett zu benutzen. Okay, das lässt sich einrichten :-)
Die Besitzerin ist wirklich sehr nett und darum bemüht, dass ich mich am Obstkorb reichlich bediene, damit ich bei Kräften bleibe. Das Motelzimmer ist auch wirklich hübsch, sauber und etwas individueller als die üblichen Kettenmotels. Und das Bett ist ein Traum!

Tagesbilanz
50 km - 300 Höhenmeter
Unterwegs von 9:00 - 14:30 Uhr
Schnitt 17,5 km/Stunde
Bedeckt mit einigen Schauern. Mäßiger Gegenwind.
Übernachtung: Miami Motel in Canandaigua, NY


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