Heute werde ich gleich doppelt verarscht; einmal von meinem Routen-Planungstool und einmal vom Wetterbericht. 280 Höhenmeter sollten es sein, 640 Höhenmeter sind es geworden. Außerdem waren Gewitter angekündigt. Außer dunklen Wolken war jedoch nix. Als ich bei Roy und Laurie ankam, war schönstes Wetter. Gut, ich bin ja auch nicht böse drum. Aber über die Höhenmeter! Jedoch der Reihe nach.
Der Wecker klingelt zwar um 6 Uhr, doch komme ich erst gegen 7 aus der Kiste. Nach einer schönen Dusche packe ich meine Klamotten und sage dem guten Rocco lebewohl. Haben zuvor noch ein kleines Schwätzchen gehalten. Der ist echt nicht verkehrt. Hab ihn eigentlich schon ins Herz geschlossen.
Da ich heute 80 Kilometer vor mir habe, denn ich habe gestern über warmshowers.org ein Plätzchen bei Roy und Laurie klar gemacht, trete ich in die Pedalen. Außerdem soll ich ja angeblich nur 280 Höhenmeter vor mir haben. :-)
Ich fahre im Regen bei Rocco los. Die Regenklamotten sind wirklich toll. Die lassen echt absolut keine Nässe durch. Allerdings gilt das von beiden Seiten denn der eigene Bratensaft wird auch prima konserviert. Man ist noch immer schön nass, wenn der Regen schon lange aufgehört hat. Eine tolle Erfindung. Ich bin froh dass ich die hab.
Da ich bei Rocco auf knapp 700 Metern Höhe war, darf ich heute einige Abfahrten genießen und bin somit geradezu in einer Hochstimmung. Als mein Höhenmesser jedoch schon wieder 300 Höhenmeter anzeigt und die 400er Marke anpeilt, werde ich auf mein Planungstool richtig sauer. Doch wieder einmal; was bringts! Weiter geht's. Außerdem treiben mich die bedrohlich dunklen Wolken voran. Sollte ein Gewitter im Anmarsch sein, möchte ich diesem zumindest in bewohntem Gebiet begegnen, um irgendwo Unterschlupf zu finden.
Nachdem ich bisher relativ wenig Kontakt mit Hunden hatte, Gott sei's gedankt, werde ich heute gleich mehrfach angekläfft. Glücklicherweise sind die Mistviecher entweder angekettet oder in einem Zwinger, wo sie hingehören! Jedoch waren Exemplare dabei, denen ich nicht Auge in Auge hätte begegnen wollen. Das Frolic habe ich in Deutschland gelassen und Pfefferspray hab ich mir leider auch noch kein's besorgt. Dieser Tag zeigt mir jedoch, ich sollte schnellstens aufrüsten.
Nach einem leckeren und energiereichen Mittagsmenü, bestehend aus Bacon-Cheeseburger, Fries und Krautsalat in einem lokalen Diner, nehme ich die letzten 30 Kilometer zu Roy und Laurie unter die Räder. Und siehe da! An der Grenze von Pennsylvania zu New York State lacht mir doch tatsächlich ein heiß ersehntes Welcome Schild entgegen! :-)
Jolly ist so euphorisch, dass ich zunächst gar nicht mit auf's Bild darf.
Die beiden wohnen in einer schönen, sauberen Gegend in Endwell, einem kleinen Vorort von Binghamton in New York State. Laurie empfängt mich und Roy kommt kurze Zeit später von der Arbeit. Wie schon bei Hilary und Hank bekomme ich mein eigenes Zimmer mit Bett. Ein Traum. Die beiden kümmern sich rührend um mich und wieder bekomme ich das Gefühl vermittelt, als würde ich zur Familie gehören. Später sitzen wir noch im Garten ihres Hauses, trinken Bier und tauschen Erfahrungen. Diese Art von Reisen, nicht nur anonym zu sein, sondern in direkten Kontakt mit den Menschen und deren Leben zu kommen, ist fantastisch. Ein großartiger Tag neigt sich seinem Ende.
Tagesbilanz
80 km - 640 Höhenmeter
Unterwegs von 9:00 - 15:30 Uhr
Schnitt 18,3 km/Stunde
Bedeckt mit einigen Schauern. Mäßiger Wind.
Übernachtung: Bei Roy und Laurie in Endwell, NY
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