Donnerstag, 17. Mai 2012

Rein in die Pedalen

Um 5:30 Uhr wache ich mit Hals- und Kopfschmerzen auf. Gefroren hab ich die Nacht wie ein Schlosshund. Wen wunderts, die Klimaanlage lief.

Hilary verarztet mich daraufhin direkt mit einer kompletten Vitaminkur und einem leckeren American Breakfast. Eggs - Sunny Side Up, Bacon, Toast und Pancakes mit Ahornsirup. So lecker! Ach und Erdbeeren zum Nachtisch. Kurzzeitig überlege ich, die Tour abzubrechen und einfach hier zu bleiben. Doch die Straße ruft und so wird's nach dem Frühstück Zeit, Abschied zu nehmen.


Über teils zweispurige Straßen bahne ich mir meinen Weg aus dem Häusermeer, zunächst noch schön flach, später zunehmend hügeliger. Spätestens jetzt wünsche ich mir, dass Hilary mir nicht eine Dose Thunfsch, eine Orange, einen halben Laib Brot, einen Bottich Peanutbutter, Cracker, eine Fertigsuppe und 2 dick belegte Bagels eingepackt hätte. Doch letztlich weiß ich das mehr als zu schätzen.
Danke Hilary und Hank! Besser hätte mein Start nicht sein können.
 
Die nicht enden wollenden Hügel zehren an meinen untrainierten Bürostelzen. Oftmals finde ich mich im ersten Gang wieder und könnte noch kleinere Gänge gebrauchen, auch wenn ich dann wohl strack zur Seite kippen würde.

Entlang verschiedener Seen und Bilderbuchlandschaften erreiche ich gegen 14:30 Uhr schließlich den Wawayanda State Park im Norden New Jerseys, an den Grenzen zu New York State. Im Parkoffice werde ich von einer freundlichen Dame empfangen, die mich zunächst nicht auf den Campground lassen will, da dieser nur für Gruppen von mindestens 7 Personen gedacht ist. Für 21 Dollar würde sie jedoch ein Auge zudrücken. Auf meine Mitteilung, dass ich aus Germany sei, steigt dieser Preis jedoch auf 29 Dollar, da ich ein Non-New Jersey-Resident bin. Für eine Nacht auf dem Campground ist mir das jedoch ein wenig zu viel und so zerre ich meinen angestaubten Hessischen Charme aus der Tüte, gefolgt von der herzerweichenden Story, dass ich bereits 64 km mit dem Fahrrad auf dem Buckel habe, und heute nicht noch weiterfahren möchte. Erst da versteht die gute Frau, dass ich nicht mit dem Auto, sondern ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs bin.
Unverständlich, immerhin stehe ich ihr mit Fahrradhelm gegenüber.
Der hinzugekommene Parkranger meint schließlich "okay, go ahead, the Campground is yours". Ich solle nur vorsichtig sein, da ich im "Bear-County" bin und die Nacht alleine am Campground. Ist mir in dem Moment egal. Ich bin lediglich euphorisch darüber, dass ich hier umsonst nächtigen kann.

Nach dem Zeltaufbau genieße ich die Sonne und die Ruhe hier draußen. Der Campground ist wirklich idyllisch gelegen, doch Tiefenentspannung kehrt nicht ein. Immer wieder schaue ich scheu um mich, räuspere laut und mache irgendwelche Geräusche. In meinem Merkblatt wird das empfohlen, um so dem Bären zu signalisieren, dass hier jemand ist. Irgendwie komme ich mir dabei jedoch recht albern vor. Wahrscheinlich amüsiert sich der Bär über mich und vermutet ich hätte irgendwelche Ticks.


Was soll schon passieren, schließlich hab ich Jolly dabei :-)


Tagesbilanz:
64 km - 600 Höhenmeter
Unterwegs von 8:30 - 14:30 Uhr
Schnitt 15,8 km/Stunde (ich weiß, da is noch Luft nach oben)
Kaiserwetter mit leichtem bis mäßigen Wind






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