Mittwoch, 30. Mai 2012

Welcome Canada

Nach meinem gestrigen Day off ist heute wieder Radeln angesagt. Vorher besuche ich jedoch nochmal in Ruhe die Niagarafälle, da ich am Montag etwas wenig Zeit hatte. Zuerst ist die amerikanische Seite mit den American Falls dran, die angeblich weniger spektakulär sein soll, als der kanadische Teil. Ich für meinen Geschmack finde die jedoch schon sehr beeindruckend, weshalb ich mich noch einen Moment hier aufhalte.

Dann ist der große Moment gekommen. Über die Rainbow Bridge geht es nach Kanada. Damit ich die Brücke benutzen darf, sind - für Radfahrer - 50 Cents zu berappen. Wenn nur alles so günstig wäre. Drüben angekommen verläuft die Einreise völlig blasenfrei. Ein paar Fragen und ein überraschter Gesichtsausdruck später befinde ich mich in Kanada. :-)


Stephanie, Mich, Nigel und Gayle
Die kanadische Seite ist nicht weniger für den Tourismus ausgelegt, als die amerikanische und so fahre ich ins Getümmel, schließlich will ich ja die Fälle sehen. Gerade als ich mein Rad mal abstellen will, um ein paar Schritte zu Fuß zu unternehmen, werde ich auf meine Packtaschen angesprochen. Auf meinen Hinweis, dass ich Deutscher bin und mit dem Englischen so meine Probleme habe, wird entgegnet: Oh, dann können wir ja Deutsch sprechen, ich bin nämlich auch aus Deutschland. Es ist Stephanie aus Augsburg. Sie ist mit ihrem Vater Gayle ebenfalls auf einem Cross Country Trip. Die beiden sind in Maine gestartet und machen in Niagara Falls halt.

Mit dabei ist Nigel aus England, den sie wenige Tage zuvor kennengelernt haben. Auch er ist eine Long-Distance-Cyclist, ebenfalls in New York gestartet und hat die nächsten Meilen etwa die gleiche Strecke angepeilt, wie ich. Er will heute noch einen Day off in Niagara Falls machen, doch da er etwas besser konditioniert ist, wie meiner einer, sehen wir uns bestimmt noch auf der Strecke.
Wir schlendern zusammen noch ein wenig an den Fällen entlang und machen ein paar Fotos. Auch Jolly will es sich nicht nehmen lassen, vor der imposanten Kulisse zu posieren.

          

Mein weiterer Weg verläuft ziemlich unspektakulär. Es ist windig, ziemlich windig. Um genau zu sein, hab ich tollen Gegenwind, der mich wieder ziemlich abbremst. Auch die Straßen sind hier leider nicht so für Radfahrer geeignet, da nur selten ein breiter Randstreifen existiert. So muss ich einige Mal auf die unbefestigte Shoulder ausweichen, da ich von LKW-Fahrern darauf aufmerksam gemacht werde, dass ich gerade auf der Straße störe.

Dunkle Wolken tummeln sich am Himmel, sehr dunkle Wolken. Bis jetzt wurde ich vom Weather Channel nur verarscht. Für heute war der tollste Sonnenschein angekündigt: Plentyful sunshine. Nix dergleichen. Ich bin davon und vom Gegenwind schon so genervt, dass ich den Gedanken zu campen bereits verworfen habe und mir ein Motel suchen will. Somit steuere ich Dunnville an, in der Hoffnung, dort etwas Bezahlbares zu finden. Beide Motels rufen Preise jenseits der 60 Dollar aus. Das ist mir eindeutig zu viel. Auch der örtliche Campground leidet unter Größenwahn. 35 Dollar für eine Nacht! Hallo? ich will nur kurz pennen und den Platz nicht kaufen!

Da der Himmel inzwischen aufklart, ziehe ich weiter, da ich weiß, dass einige Meilen weiter noch andere Campgrounds existieren. Den ersten steuere ich an. Ist nicht in der besten Verfassung und ziemlich leer. Einige olle Wohnmobile stehen rum, doch campen tun hier nur wenige. Auf meine Frage, was die Übernachtung denn kosten soll wird mir freundlich entgegnet "Nothing, it's free"! :-) Ich solle mir eine Site aussuchen, dort drüben sind die Waschräume. Na das ist doch mal eine tolle Nachricht. Plötzlich wirkt der Campground gar nicht mehr so heruntergekommen. Es hat sich also tatsächlich gelohnt, nochmal weiter zu suchen. :-)

Tagesbilanz
95 km - 370 Höhenmeter
Unterwegs von 10:00 - 18:30 Uhr
Schnitt 17,5 km/Stunde
Vormittags noch sonnig, nachmittags stark bewölkt und frisch. Gegenwind!
Übernachtung: Namenloser Campground zwischen Dunnville und Cayuga, Ontaria, Kanada


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