Die Nacht war sehr kurz. 4:30 Uhr steht auf dem Wecker, als er meinen Schlaf jäh beendet. Wie gut dass wir am Vortag bereits alles fertig gemacht haben. So können wir uns fluggs auf den Weg zum Flughafen machen. Dort angekommen beweist sich wieder, weshalb man genügend Zeit einplanen sollte. Eine gefühlte Stunde warte ich auf Karo, nachdem sie mich am Abflug-Terminal abgesetzt und sich auf den Weg zum Parkhaus gemacht hat. Weshalb sie allerdings so lange für die Parkplatzsuche gebraucht hat, bleibt ihr Geheimnis. :-)
Neben dem verspäteten Start und ein paar zwischenzeitlichen Hopsern verläuft der Flug ruhig.
Habe ich mich beim Check-In noch über den freien Platz neben mir gefreut, so verkehrt sich diese Freude über meinen Sitzplatz nun immer mehr ins Gegenteil, je länger der Flug dauert. Der symphatische Bengel eine Reihe hinter mir, ist ausgesprochen bemüht darin, mir zu beweisen, dass er mit seinen Füßen schon bis an meinen Sitz reicht. Sein ständiges Trommeln und Treten zehrt an meinen Nerven. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich bereits zu ihm umdrehen und ihn maßregeln. Aufgrund meiner mangelnden englischsprachigen Redewendungen verwerfe ich das Vorhaben jedoch wieder.
Der Newark International Airport begrüßt mich mit Regen, was mich jedoch nicht weiter stört. Die Attacken auf meinen Rücken haben mich während der letzten Stunden hart gemacht.
Ich klettere aus der Maschine und besteige das Flughafengebäude. Unwillkürlich muss ich grinsen. Da ist er wieder, der Duft den ich so vermisst habe. Es ist einfach unbeschreiblich. Die amerikanischen Putzmittel und die Industrieteppiche verstrahlen einen wunderbaren Geruch, irgendwo zwischen Mottenkugeln und "Tabac Origianal". Ich liebe das!
Ich reihe mich in die Schlange vor der Immigration ein und werde prompt von einem Officer vorbefragt. Wie lange ich bleiben will. "Eiti-nein-deis" gebe ich freundlich zurück. Dass ich diese Zahl in den nächsten Minuten noch einige Male wiederholen muss, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Warum so lange will er wissen und warum genau 89 Tage. Nach entsprechender Erklärung und einigen weiteren Fragen entlässt er mich zunächst wieder in die wartende Schlange.
Bis hierher nicht ungewöhnlich, weswegen ich mir nicht Böses denke.
Nach einige Minuten komme ich wieder an diesem Officer vorbei, welcher mich nun aus der Schlange rausholt. Leicht mulmig beantworte ich ihm die gleichen Fragen, die er vor 5 Minuten schon einmal gestellt hat, und werde in eine Reihe vor einem Schalter eingereiht. Mit dieser Abkürzung hab ich locker mal 15 Minuten gespart, denn vor mir wären noch einige Leute gewesen. Dass diese "Abkürzung" jedoch nur der direkte Weg in ein Hinterstübchen ist, wird mir erst bewusst, nachdem mir der Officer die Fingerabdrücke genommen und weiter bohrende Fragen gestellt hat. Dort angekommen setze ich mich zu den weiteren zweifelhaften Gestalten und warte bis ich meinen Namen höre: "Qräsl"
Gott sei's gedankt, ist dieser Officer relativ locker und findet mein Vorhaben spassig. Nach einigen weiteren Fragen werde ich mit einem "take care and good luck" wieder entlassen.
Die Fragerei bei der Immigration hatte den Vorteil, dass ich nun ungehindert mein Gepäck vom Förderband holen kann und den Weg zum Sondergepäckschalter antrete. Da steht mein Karton, allerdings auf'm Kopf. Okay, mit dem Hinweis "Oben" kann hier halt niemand was anfangen.
Nachdem ich meinen Weg aus der Ankunftshalle gebahnt habe, rufe ich Hank an, welcher mich nach einer Stunde mit einem silbernen Dodge RAM Pickup abholt! Herrlich! :-)
Der Fahrradkarton passt genau auf die Ladefläche.
Hank & Hilary haben ein Appartment in Cedar Grove, einige Meilen nördlich des Flughafens. Hier schlage ich für die ersten beiden Nächte meine Zelte auf. Am Donnerstag geht's dann endgültig los in Richtung Niagare Fälle!